Kommentar: Gutes Plastik, schlechtes Holz

Manuel Grebenjak Redakteur DER VKÖ
Von Manuel Grebenjak
Redakteur DER VKÖ

Selten schafft es ein Fall um eine eine Verwaltungsstrafe von 550 Euro in Presse und Rundfunk. Im Fall der Betreiberin eines bekannten Grazer Bioladens ist das anders.
Ihr wurde von den zuständigen Behörden vorgeschrieben, sie habe Plastik-Kochlöffel und Plastikbretter zu verwenden anstatt ihrer Arbeitsgeräte aus Holz. Ihr Betrieb falle in die Kategorie Gemeinschaftsverpflegung, wo die Verwendung von Holzutensilien aus hygienischen Gründen verboten sei. Die Betreiberin wollte weder der Anweisung nachkommen, noch die Strafe bezahlen und ist nun sogar bereit, eine zweieinhalbtägige Ersatzhaft anzutreten. Unterstützung bekam sie vom steirischen Wirtschaftskammerpräsidenten Josef Herk.

Diese Geschichte hat also hohe Wellen geschlagen. Zurecht, denn sie ist ein erneutes Beispiel für die teilweise realitätsferne Sicht vieler Behörden auf die ihnen unterstehenden Bereiche, für die Unwissenheit, die manchmal dort zu herrschen scheint. Und genauso herrscht Irrationalität und Unwissenheit leider in Teilen der Bevölkerung.
Ganz abgesehen von wissenschaftlichen Studien, die Holz eine mindestens gleich gute Desinfizierbarkeit wie Plastik bescheinigen, gibt es viele gute Gründe, auf das Naturmaterial zurückzugreifen. Gerade Köche können aus Erfahrung sprechen: Man muss nur an einem Holzbrett riechen, das fünf Jahre verwendet wurde und zum Vergleich an einem gleich lang gebrauchten Plastikbrett. Das Holz wird in praktisch allen Fällen als Sieger hervorgehen. Voraussetzung ist natürlich – bei Holz wie bei Plastik – die richtige Pflege.

Ein weiterer Punkt ist der Plastikabrieb. Gerade daran stieß sich die Bioladen-Betreiberin. Sie wollte ihren Kunden keine Plastikteilchen im Essen zumuten. Auch hier kann man sie nur unterstützen. Bei länger gebrauchten Brettern, auf denen täglich etwas geschnitten wird, entsteht Abrieb. Dass davon auch etwas ins Essen gelangen kann, ist klar. Jetzt muss man sich fragen, was dem menschlichen Körper eher zumutbar ist: Plastik, also ein in der Fabrik aus einem Millionen Jahre alten Schlamm aus Meereslebewesen hergestelltes Kunstprodukt oder das Naturmaterial Holz.

Generell lässt sich eine immer stärker werdende Angst der Menschen vor natürlichen Stoffen oder vor Kontakt mit anderen Menschen feststellen. Wie das gemeint ist? Wie leicht nehmen die meisten von uns eine Tablette ein, die in vielen Fällen auch zu Teil als Grundprodukt Erdöl hat. Erinnerung: Vor Millionen Jahren abgestorbene und verweste Meeresorganismen. Kostet aber ein Koch zweimal mit demselben Löffel eine Suppe, finden das manche schon unappetitlich oder abstoßend.
Ähnlich ist es mit den in der Gastronomie immer weiter verbreiteten Gummihandschuhen. Sie verhindern, dass die Köchin oder der Koch die zubereiteten Lebensmittel mit bloßen Händen angreift. Auch das löst in manchen schon Ekel aus. Die Handschuhe verhindern aber auch, dass der Koch so auf seine Handhygiene achtet, wie er es mit bloßen Händen machen würde.

Die Worte „Zurück zum Ursprung“ mögen zwar aufgrund der Verwendug durch einen Diskonter etwas an ihrer Bedeutungskraft verloren haben. Trotzdem sollte man sich in vielen Bereichen darauf besinnen, wie dort früher gearbeitet und gehandelt wurde. Einer dieser Bereiche – und wahrscheinlich der wichtigste – ist das Essen, das Kochen und alles, was damit zu tun hat.

Auf dieser Seite werden sich Personen aus dem Verband regelmäßig mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Dadurch sollen wichtige Fragen aus ganz persönlichen Perspektiven beleuchtet werden.
Wir freuen uns über jede Meinung zu den Texten!

3 Comments

  • Sven sagt:

    Ich gebe den Betreibern des Bioladens vollkommen recht. Wenn man mal von einem Holzbrett in Eiche ausgeht wirkt diese sogar durch die enthaltene Gerbsäure antibakteriell. Also 100% pro Holz. Ich persönlich würde niemals auf einem Kunststoff Schneidebrett arbeiten.

  • Eberhard Seyffer sagt:

    Leider ist das noch nicht bei vielen der Lebensmittelprüfer angekommen; Holz bei richtiger Pflege und ohne Risse ist hygienischer und Bakterien sterben beim trocknen ab. Bei Kunststoffschneidebrettern vermehren sich Bakterien in den feuchten Rillen hervorragend. Außerdem sind Plastikpartikel nicht nur im Essen sondern auch in Getränken zu finden welches in Plastikflaschen lagern und Glas ist wohl
    das bessere Behältnis für die Aufbewahrung. Plastik hat schon die ganze Erde verseucht (siehe Film Plastic Planet), leider auch schon in den Fischen enthalten (Mahlzeit). Ich bin solidarisch mit der Betreiberin des Grazer Bioladens!

  • Meike sagt:

    Für alle, die eine wissenschaftliche Untermauerung suchen, um ihr Holzschneidbrett zu verteidigen:

    http://www.wilms.com/Hygiene/forschungen/BBA_HolzEinNW.pdf

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Share This

Copy Link to Clipboard

Copy